city walks Paris 2012 / Barcelona 2013
Die Erfindung der Fotografie ist zugleich der Beginn der Architekturfotografie: eine der ersten historischen Aufnahmen zeigt ein Gebäude. Architektur, Stadt und Stadtlandschaft werden in der Fotografie seitdem kontinuierlich thematisiert. Städte wurden im Zeitalter der Industrialisierung zum Ausdruck der Moderne und die Beweglichkeit der Kamera entsprach dieser Dynamik. Die Beschleunigung des Blickes, die Menge an Bildern, neue formale Strategien, technische Innovationen und die globale Beweglichkeit der Reisenden hat im 21. Jahrhundert ein völlig verändertes Zeit-, Raum- und Bildverständnis erzeugt, dem auch die Auffassung von Architektur und Bild unterworfen ist. Diese Entwicklung von den ersten statischen Aufnahmen hin zu einer flexiblen digitalen Bildkultur spiegelt sich in der Arbeit City Walks (2012/2013) von Nicola Meitzner wider: Städte wie Paris oder Barcelona sind längst keine exotischen oder unerreichbaren Metropolen mehr. Ihre sogenannten Sehenswürdigkeiten sind bildnerisch völlig ausgeschöpft. Große Städte ähneln sich in ihrer internationalen Kultur von Zeichen und Bildern, Funktionen und Formen. Kulturelle Identität und städtische Kultur erscheinen wie eine mediale Erfindung. Allerdings sind urbane Räume im Rahmen von Stadtentwicklung einem kaum berechenbaren Wandel unterworfen. Das städtische Gefüge einer Metropole lässt sich nicht durch ein allgemeingültiges Bild beschreiben. Die Stadt wird in City Walks zu einem unwirtlichen und unwirklichen Gebilde. Nicola Meitzner verleiht ihrer Arbeit einen entschiedenen formalen Ausdruck. Die Bilder zeigen Details, Spiegelungen, Fragmente, verschobene Übersichten, Lesbares und Unlesbares. Menschen tauchen als bloße Stellvertreter oder Statisten auf. Mal sind die Elemente klar zuzuordnen, dann wieder ist es unmöglich, zu sagen, wo etwas aufgenommen wurde. Unser Bild der Stadt basiert auf Projektionen, Unterstellungen oder Klischees. Jedes Bild jedweder Stadt ist eine Erfindung: ein Ausschnitt, den wir zusammensetzen und einfügen in eine übergeordnete Erfahrung, eine spezifische Vorstellung oder eine ungenaue Erinnerung. City Walks funktioniert wie ein Mosaik dieser ständigen Identifizierungsarbeit. Wahres und Erfundenes lässt sich nicht voneinander unterscheiden. Maik Schlüter Weitere Städterforschungen sind in Vorbereitung. Paris 2012 45 Motive Inkjetdrucke 24 x 32 cm Barcelona 2013 37 Motive Inkjetdrucke 24 x 32 cm
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