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Synergy Hongkong 2008/2009


Hongkong beeindruckt den Besucher mit seinen Wolkenkratzern, die sich auf einem schmalen Streifen zwischen dem hügeligen Hinterland und der Küste von Hongkong Island und Kowloon drängen und türmen. Die dichte Architektur ist eines der bekanntesten Sinnbilder für die boomende asiatische Megacity, deren enge Grenzen und hügelige Topografie die fortwährende Verdichtung geradezu fordern.

Wer sich von der Küste Kowloons weg bewegt und die New Territories durchstreift wird zunächst auf eine lockerere Bebauung, weitere Auslichtungen und bald vorstädtische bis dörfliche Strukturen stoßen. Die natürlichen Grenzen, welche die weitere Ausdehnung des Finanzdistrikts und der Goldküste Hongkongs verhindern, und natürlich das schnelle Wachstum und der Bevölkerungsdruck haben zum Boom und zur starken Bautätigkeit in diesen Distrikten beigetragen. Die Stadtverwaltung ist sich der Gefahren des Bodenhungers durchaus bewusst und wacht deshalb über die Erhaltung von Parks und Grünzonen.

Nicola Meitzner bewegt sich an den inneren Rändern der neuen Territorien, dort wo Stadt und Natur scheinbar zwanglos und demokratisch ineinandergreifen. Wir sehen im Stadtgebiet ausgezonte Grünflächen, Hügel, Parklandschaften; gepflegte Büsche, Bäume, Palmen, zur Strasse hin abgegrenzt durch Zäune und   Betonbrüstungen. Bei näherem Hinsehen, wird allerdings die Durchlässigkeit dieser Begrenzungen sichtbar, dort wo die Stadt in die Natur hinein austreibt, wie ein schlecht getrimmter Baum, oder – viel seltener – sich die Natur als Klein-
bewuchs in Ritzen und Rinnen zwischen Betonelementen einnistet. Es ist die Stadt, die wuchert, während die Natur als geschütztes Naherholungsgebiet und Rückzugsraum der sorgsamen Pflege bedarf, da sie zu fragil ist, um der Umnutzung und Übernutzung zu widerstehen. Dieses Bemühen hat aber etwas Vergebliches, Trauriges, ja Heuchlerisches, denn es schützt nur temporär vor weiteren Vereinnahmungen und Übergriffen.

Und doch gibt es diese seltsamen Mischzonen zwischen Gebautem und Angebautem, zwischen sorgsam Kultiviertem und Auswucherndem. Nicola Meitzner zeigt uns die Randgebiete inmitten der Stadt. Denn nur dort, außerhalb der Parks, wo das freie Wachstum möglich bleibt, aber weder gefördert noch geschützt wird, entsteht eine vitale Mischlandschaft, in der auch der natürliche Wildwuchs und Zerfall Platz haben. Dieser neue Landschaftypus ist weder romantisch noch erhaben, in seinem trotzigen Wachstum aber durchaus heroisch.
                                                                                                  Tomas Kadlcik

7 Motive
Digitaldrucke 70 x 100 cm